3 - Auswertung
Erkenntnisse
Meine Erkenntnisse aus der Arbeit mit diesen Hunden nach den beschriebenen Tests über die Dauer von drei Monaten und der weiteren Arbeit über insgesamt dann 12 Monate, brachte mir auf einmal Antworten auf fast alle meine Fragen und auf fast alles, was sich in der Vergangenheit als Problem darstellte. Ich fragte mich plötzlich, wie es möglich war, 20 Jahre mit Hunden zu arbeiten, ohne davon Kenntnis zu haben...
- der Futtertrieb: er unterstützt und fördert den Meutetrieb, ist also der ideale Antrieb in der Kombination mit dem Meutetrieb im ersten Teil der Aufbauarbeit.
- der Meutetrieb: er unterstützt den Futtertrieb und den Beutetrieb, ist der ideale Antrieb in der Aufbauphase bis 12 Monate.
- der Beutetrieb: er unterstützt den Futtertrieb und Meutetrieb, wenn dieser allein selbst nicht besonders ausgeprägt ist (max. Ausprägung 4 auf der Beuteskala). Ab der Ausprägung 4 hemmt der Beutetrieb den Futtertrieb und ist ab Ausprägung 6 im Alter bis 12 Monate im Stande, den Meutetrieb ganz zu verdrängen. Idealerweise kommt der Beutetrieb in einem Alter ab 14 Monaten in der Kombination mit dem Meutetrieb zur Anwendung, aber nur bei Hunden mit einer Ausprägung 6 oder 7 auf der Meute-Skala, denn ab 14 Monate ist es kaum noch möglich, den Meutetrieb zu verdrängen.
Aufbauarbeit
Laut diesen Erkenntnissen wären also folgende Schritte, in der Aufbauarbeit mit jungen Hunde im Alter zwischen 2 und 12 Monate zu empfehlen:
Aufbauarbeit junger Hunde
Meutetriebförderung wie beispielsweise bereits im Beispiel 1 und 2 beschrieben, so lange bis mindestens der grüne Funktionsbereich 4 erreicht ist, auch mit Unterstützung von Futtertrieb. Kommt es zur Triebstimmung und genügend Instinktbewegung durch Ansprechen, Berühren und Füttern ist es soweit für den nächsten Schritt. Ist das nicht der Fall, ist weiterhin Futter- und Meutetriebförderung notwendig und sinnvoll. Somit kann sich jeder die Frage wann es weitergeht selbst beantworten.
Bevor wir nun zum zweiten Schritt kommen werde ich die weiter oben aufgeführte Analyse der Arbeit des FCI- Weltmeisters Peter Scherk und die der Teilnehmer vornehmen.
Analyse Arbeit & Übung von Peter Scherk
1. Übungsabschnitt:
„Du bist mein Held, wollen wir Fußi laufen“? fragte der FCI-Weltmeister berührte und streichelte ihn dabei.
Zuordnung: Eindeutiges Ansprechen und Aktivieren von Meutetrieb.
2. Übungsabschnitt:
Er dirigierte den kleinen Welpen mit Futter in die Grundstellung …
Zuordnung: Ansprechen und Aktivieren von Futtertrieb.
3. Übungsabschnitt:
… um anschließend einige Schritte Fuß- Laufen zu üben, während er weiterhin den kleinen Vargo anspricht.Zuordnung: Peter nutzt die Energie aus beiden aktivierten Trieben und bekommt und hält Arbeitsbereitschaft und Arbeitsfreude.
Analyse der Arbeit und der Übung von den Teilnehmern:
Diese Hundeführer hatten beim Seminar nur gesehen, dass der der kleine Vargo für das Fußlaufen, nur über Futter aktiviert wird. Somit gar nicht wahrgenommen, dass der Hauptteil der Energie aus dem Ansprechen und Aktivieren von Meutetrieb entstand. Hinzu kommt, dass die leichten technischen Einwirkungen als unangenehm empfunden werden, denn zusätzlich wird auch noch der Meidetrieb aktiviert, wenn die jungen Hunde Triebstufe 4 noch nicht erreicht haben.
Ergo wurde nur der Futtertrieb aktiviert. Arbeiten wäre im Normalfall möglich gewesen. Der Meidetrieb, als Gegenspieler aller anderen Triebe, sorgte aber dafür, dass der grüne Funktionsbereich nicht gehalten werden konnte und somit das erfolgreiche Arbeiten mit den kleinen Hunden fast unmöglich wurde.
Aufbauarbeit junger Hunde
Nach einem eindeutigen Ansprechen und Aktivieren des Meutetriebs wird zusätzlich auch der Futtertrieb angesprochen und aktiviert. Damit schafft man eine zweite Triebbasis, mit der mit ergänzend arbeiten kann und die noch einmal zusätzliche Power bringt. Im Endeffekt kann man die Energie und Instinktbewegung aus beiden aktivierten Trieben für jede einzelne Übung nutzen.
Aufbauarbeit junger Hunde
Das ist eigentlich der wichtigste Schritt, weil jetzt das Einbeziehen der Beute in den Meutetrieb erfolgt. Das heißt der Hund wird angeleint und nach einer schwachen Aktivierung im Beutetrieb wird ihm die Beute in den Fang gegeben und sofort überlassen, dass es schnell zur Triebbefriedigung kommt.
Wir achten darauf, dass wir nicht mehr in die Nähe der Beute kommen, denn dadurch würde wieder Beuteverhalten verstärkt. Zugleich aktivieren wir durch Streicheln und Ansprechen den Meutetrieb, dass der Hund sich daran gewöhnt, beide Befriedigungen miteinander zu erleben. Nach vielen Wiederholungen wird er sich daran gewöhnen und dieses Gefühl von selber suchen und anstreben. Ab diesem Zeitpunkt sollten wir darauf bedacht sein, dass weder Meute noch Beute aus dem Funktionsbereich ausschert.
Beide Bereiche sollte gemeinsam genutzt werden, ohne das eine von beiden (meist die Beute, als stärkerer Trieb) überwiegt. Viele Hundeführer machen hier den Fehler und sprechen den Hund zu stark im Beutebereich an, damit machen sie ihre vorher geleistete Aufbauarbeit im Meutebereich wieder kaputt.
Der Hund lernt bei richtiger Handhabung sich mit der Beute auch im Meutebereich wohl zu fühlen. Er hat die Triebbefriedigung der Beute und bekommt zusätzlich noch eine andere Befriedigung über den Meutemodus. Daran muss sich der Hund aber erst gewöhnen. Der Vorteil dieser Aufbaumethode ist, dass der Hund lernt, auch im Meutemodus und das ist ja der einzige Beriech der in einer Prüfung genutzt werden kann, seine Übungen auszuführen. Im Training kann man das daran sehen, das der Hund nach der Beutebefriedigung mit dem Ball im Maul auch über den Meutetrieb die ein anschließendes Kommando schnell und direkt ausführt. Sicherlich, und das sollte hier an dieser Stelle nicht falsch verstanden werden, ist der Beutetrieb der stärkste Trieb und in unserer Ausbildung unabkömmlich. Aber in Kombination mit dem Meutetrieb lassen sich in der Prüfungsroutine bessere Ergebnisse erzielen, weil der Hund auch "ersatzweise" im Meutemodus funktioniert. Der Meutetrieb soll also den Beutetrieb nicht ersetzen, sondern ergänzen!
Je nachdem, wie viel sich jeder zutraut, ist der Funktionsbereich für Top-Ergebnisse und bestes Erscheinungsbild zwischen 5 und 8 auf der Triebskala.
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